Öffentliche Anlagen

In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts - ab 1876 - führte die Stadt Berlin mehrere öffentlichen Anlagen und Stadtwerke ein. Kanalisation, ein zentraler Viehmarkt, Markthallen in verschiedenen Stadtteilen, öffentliche Krankenhäuser, Schwimmbäder, Badehäuser und Grünanlagen trugen dazu bei, daß Berlin den Ruf bekam, eine der gesündesten und saubersten Städten Europas zu sein (Ribbe und Schmädeke 125-126). Dabei wuchs auch die Anzahl der Orte, an denen sich Berliner aus verschiedenen sozialen Schichten sowie Touristen sich begegneten.

Die Entwicklung von solchen öffentlichen Anlagen ist ein Schlüsselmoment in der Städteentwicklung, da sie zu einer gemeinsamen Identität als Stadt beiträgt, die sich über die herkömmlichen Grenzen von Klasse, Herkunft und Kultur hinweg setzt. Solche Orte - und die Menschen die sie bevölkern - haben auch viel zu öffentlichen Diskussionen und Debatten beigetragen. Ob Regeln, die bestimmte politische Demonstrationen verhinderten oder die Gesetze der Nazis, das Juden in der Öffentlichkeit den gelben Davidsstern tragen mußten - es ist klar, daß die Regelung und Besetzung der Öffentlichkeit kontrovers ist. Diese Kontroversen finden noch immer statt, beispielsweise wenn die CDU in verschiedenen Stadtteilen das Grillen in Grünanlagen verbieten will, weil es eine Berliner Tradition für viele türkische Familien ist. Ebenso gab es Diskussionen ohne Ende um das Holocaust-Mahnmal, und Debatten, als es vorgeschlagen wurde, einen Platz nach Marlene Dietrich zu benennen.

Die Frage nach dem Gebrauch und der Regelung von öffentlichen Orten ist in enger Beziehung mit der Identität der Stadt zu setzen, und ist auch da, wo sich Architektur und Bevölkerung treffen. Sowohl Brian Ladd und Michael Wise haben bereits sehr gute Studien zu der architektonischen Geschichte Berlins geschrieben, aber eine Untersuchung, die auch Menschen und die Nutzung der Architektur mit einbezieht, steht noch aus.

Fredric Jameson stellt die Frage, "Ist die Ästhetik eines einzelnen Gebäudes radical von dem Problem der Stadt zu trennen, so daß die Probleme von dem einen das andere nicht berühren?" Jede Untersuchung Berlins muß sich diese und ähnliche Fragen stellen, und muß die intime Beziehung zwischen Architektur, Städtebau und Menschen innerhalb der Stadt wahrnehmen.

Selbstbestimmung und die Bestimmung der Anderen Zurück zur Hauptseite